Wenn es bereits tagsüber finster zu werden droht, braucht es "Die Aufrechten der Nacht". Nuit debout nennt sich die Bewegung, die - von Frankreich ausgehend - in diesem ersten Halbjahr europaweit nächtliche Rede-Veranstaltungen inszeniert.
Was die deutschsprachige Presse mehrheitlich dazu verlauten liess, stellt übelste Meinungsmache dar. So wird moniert, die junge französische Elite führe undurchschaubare Selbstgespräche. Die
deutsch FAZ suggeriert anfangs April mittels Bild mit sechs vermummten und randalierenden "Casseur", es handle sich um eine gewalttätige Bewegung. Abgebildet sind aber Leute der Gruppe
Mouvement Inter Luttes indépendant, die jede Demonstration für ihre eigenen Ziele instrumentalisiert. Auch der Zürcher Tagesanzeiger reflektierte die Ereignisse im Sinne einer
Gewerkschaftsschelte und als Plädoyer für die neoliberale Arbeitsmarktreform der Regierung Hollande.
Der Bewegung voraus gegangen sind jedoch im Februar prallvolle Kinosäle mit dem satirischen Dokumentarfilm Merci patron des Regisseurs François Ruffin, dem es gelungen ist, die Menschen aus dem privaten Unter-sich-Sein“ herauszulocken. Der Film zündete buchstäblich das breite Aufbegehren von jungen Arbeitslosen, Gewerkschaftern, Gymnasiasten, Praktikanten, Studenten, Wohnungslosen, Hausbesetzern und Ökologen. Es sind nicht Wutbürger, sondern aufbegehrende junge Menschen mit Idealen, die sich von den Machthabern verraten fühlen.
"Nacht wach" ist inzwischen also mehr als eine schläfrige Zuhör-Sendung von Barbara Bürer im Schweizer Fernsehen.
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